Viel Lärm um nichts – oder hängt der Haussegen schief beim Forum Alpbach?

Das Forum Alpbach 2018 war für mich wieder absolut die Reise wert. Ich genieße die Ruhe und entspannte Atmosphäre in den Tiroler Bergen, bei der man fernab des Alltagsgeschäftes reflektieren kann. Gerade die Technologie- und Wirtschaftsgespräche bringen sehr viele interessante Menschen nach Alpbach: Vom Jungunternehmer, über den Konzernchef bis hin zu hochrangigen Politikern und deren Kabinettsmitgliedern. Es ist immer wieder spannend alte Bekannte und neue Menschen kennenzulernen. Die hohe Qualität des Forum Alpbach ist sicher unbestritten.

 

Der Haussegen hängt schief

Heuer scheint der Haussegen in Alpbach aber ein wenig schief zu hängen. Die Industriellen Vereinigung (IV) und die Wirtschafskammer wie auch einige honorige Gäste waren aus mehreren Gründen nicht ganz glücklich. Wachsende Unzufriedenheit gibt es etwa schon seit Jahren mit dem Management der Zimmerbelegungen, ein Problem, dass das Forum Alpbach scheinbar nicht in den Griff bekommt.

Eine Frage poppt da unweigerlich auf: Kann man es sich in Österreich leisten, IV und WKÖ zu beleidigen? Wohl eher nicht. Kann es Alternativen zum Forum Alpbach geben? Ja klar, es gibt sie sogar schon! In der Tech-Branche hat etwa das Pioneers Festival eine vergleichbare Sogwirkung entfaltet. Offizielle und inoffizielle Side-Events werden mit viel Aufwand betrieben und die ganze Welt schaut für wenige Tage nach Wien. Ein Event ist trotz „Institution“ und „Mythos“ eine fragile Angelegenheit und ich hoffe, dass sich die Unstimmigkeiten legen und wir uns alle wieder nächstes Jahr in den Bergen treffen werden.

 

Lebenslanges Lernen

Mein persönliches Highlight dieses Jahr war der Austausch mit Vertretern von internationalen Universitäten. Während ich seit vielen Jahren selbst unterrichte und Vorträge halte, spüre ich auch den Drang, frischen Wind in meine Synapsen zu bekommen. Ursprünglich wollte ich manchen Bekannten nach Stanford folgen, beim Forum Alpbach haben mich aber die Programme des Massachusetts Institute of Technology (MIT) sehr beeindruckt. Der Spagat zwischen Wirtschaft und Technik und die enge Verzahnung mit vielen weiteren Elite-Universitäten in der Boston-Area sind für mich der perfekte Mix. Es war für mich auch erstaunlich, wie viele österreichische Top-Manager tatsächlich schon Programme auf US-amerikanischen Unis durchlaufen und wie gut deren Alumni-Clubs in Österreich organisiert sind.

 

Berthold Baurek-Karlic ist Co-Gründer des Business Angel Institutes, Managing Partner von Venionaire Capital, Vorstand im European Super Angels Club und bei motec ventures.