Was muss ein Business Angel wirklich können?
Angel Investments sind riskant und mit viel Verantwortung verbunden. Wenn man sein Geld nur loswerden will, dann wird es reichen die Geldbörse zu öffnen und zu „investieren“. Will man sein Kapital hingegen sinnvoll einsetzen, dann wird das nicht ausreichend sein (hier könnte man aber immer noch über Spenden an karitative Organisationen nachdenken).
Ein Angel Investor legt sein Geld nicht bloß passiv an: Er unterstützt vielmehr aktiv die Startups in seinem Portfolios bei ihrer Entwicklung. Ein Business Angel ist also Mitgründer, Investor und Berater in einer Person.
Die wichtige Rolle als erfahrene Vertrauensperson wird häufig unterschätzt. Unternehmensgründer sind nicht selten unter 30 Jahre alt und haben zumeist nur sehr wenige Jahre aktive Berufserfahrung gesammelt. Wie man sich in den unterschiedlichsten Situationen konkret verhalten sollte, das lehrt in erster Linie einmal die Erfahrung. Es muss nicht immer die eigene Erfahrung („learning by doing“) sein – man muss nicht alle Fehler selbst machen. Im Investment-Kontext könnte dies schnell ziemlich teuer werden.
Business Angels können hier neben gezielten Trainings, wo sie von erfahreneren Angels lernen, auch Anleihen in der Wissenschaft nehmen. Hier findet man Köpfe die sich den ganzen Tag und oft auch ihre ganze Karriere lang mit der systematischen Sammlung relevanter Erfahrungen beschäftigen und diese auf verwertbare Erkenntnisse hin untersuchen. Ja, wenn er plötzlich Millionen spart, ist der viel verschrieene Elfenbeinturm der Wissenschaft dann unglaublich schnell wieder rehabilitiert. Der bekannte Spruch „Nichts ist so praktisch wie eine gute Theorie“ (Kurt Lewin) hat schon seine Berechtigung.
Die umgekehrte Richtung stimmt aber ebenso: Gute Forschung beginnt überhaupt erst einmal mit der Formulierung guter Forschungsfragen, und dabei spielen Impulse aus der Praxis eine große Rolle. Das Verhältnis zwischen Praxis und Wissenschaft ist also wirklich ein ständiges Zusammenwirken und gegenseitiges Befruchten in beide Richtungen. Das Business Angel Institute versucht diese Schnittstelle aktiv zu bilden und ist daher für Anfragen und Ideen aus beiderlei Richtung offen.
Die Wissenschaft beschäftigt sich ganz konkret mit relevanten Themen für Business Angels. So arbeitet etwa Prof. Matthias Fink in einem Forschungsprojekt, in dem es um die Arten und die Rolle von Vertrauen in den relevanten Prozessen geht. Auch unter den Business Angels selbst gibt es Beispiele für das Zusammenspiel zwischen Wissenschaft und Praxis: So hat der erfolgreiche Angel Dr. Josef Baumgartner an seiner ursprünglichen Alma Mater promoviert – und zwar mehr als 30 Jahre nach seiner Sponsion, um viele Erfahrungen reicher und gerade dadurch auch wieder motiviert. Dazwischen lag unter anderem die praxisorientierte Zertifizierung zum CMC (Certified Management Consultant).
Unser Fazit: Wer die Nase vorne haben will und unter den Besten bestehen möchte, der muss sich zwangsläufig fortbilden. Das Rezept für nachhaltigen Erfolg im Angel Investment ist durchaus mit einem schönen Konzert vergleichbar – ein Orchester (Investoren) braucht gute Instrumente (Know-how), muss wissen wie man auf diesen ein guten Stück (Startup) spielt und das ganze von einem Saal mit beeindruckender Akustik (Ökosystem) unterstützt. Es muss natürlich nicht jeder gleich promovieren. Aber man sollte sich ständig weiterentwickelnden und wissenschaftliche Erkenntnisse gezielt verfolgen.
Dr. Herwig Rollett (Präsident, Business Angel Institute)
Mag. Berthold Baurek-Karlic (Beirat, Business Angel Institute und Geschäftsführer von Venionaire Capital)