Business Angels auf dem Prüfstand

Die Professionalisierung der Investorenlandschaft in der Frühphase ist erklärtes Ziel des Business Angel Institutes. Nun darf sich die Initiative über fünf prominente Neuzugänge als Certified Business Angels (CBA) freuen. Beim CBA handelt es sich um ein Gütesiegel für Startup-Investoren, bei dem sowohl schriftlich als auch mündlich das Wissen der Kandidaten geprüft und von der incite Qualitätsakademie der Wirtschaftskammer bestätigt wird. Der CBA ist eine spezielle ISO-Personenzertifizierung, die strengen Auflagen folgt.

 

Top Business Angels zertifiziert

Die Prüfung Anfang März 2018 schloss unter anderem Nikolaus Futter erfolgreich ab. Der Geschäftsführer der Compass-Verlagsgruppe ist unter anderem im Vorstand der Austrian Angel Investors Association (AAIA) tätig und gilt als Urgestein in der österreichischen Angel-Szene. Im Laufe der letzten 10 Jahre hat er ein Portfolio von über 20 Unternehmensbeteiligungen aufgebaut und vier Exits mit einem Marktwert über eine Million Euro abgeschlossen.

Mit ihm gemeinsam trat Kurt Kofler zur Prüfung an. Der Südtiroler ist seit rund zwei Jahren Geschäftsführer der Tyrolean Business Angel GmbH (TBA). Die Beteiligungsgesellschaft wurde vom Industriellen Harald Oberrauch gegründet mit Investmentfokus auf Technologien aus dem Alpenraum.

Dritter neuer Zertifizierter ist Clemens Theuermann-Bernhardt. Als Sachgebietsverantwortlicher für Strategie bei der Verbund AG beschäftigt er sich unter anderem mit den Themen Corporate Venturing und Innovationsscouting von Startups.

 

Neue Certified Business Angels (v.l.): Nikolaus Futter, Kurt Kofler und Clemens Theuermann-Bernhardt.

Neue Certified Business Angels (v.l.): Nikolaus Futter, Kurt Kofler und Clemens Theuermann-Bernhardt.

 

 

Erfahrener Angel und Newcomer

Markus Ertler, AAIA Super Angel 2015 und Aufsichtsrat der Startup300, schloss bereits im November letzten Jahres die Prüfung erfolgreich ab. Der Gründer von „immobilien.net“ verkaufte sein Unternehmen 2014 an die deutsche Scout24-Gruppe und widmet sich seitdem mit großer Leidenschaft der Förderung junger Unternehmen. In den letzten vier Jahren hat er sich ein Portfolio von insgesamt 18 Startup-Beteiligungen aufgebaut.

Neu in die Welt der Business Angels startet Alfred Steininger. Der Finanzexperte war lange in der Schweizer Bankenwelt tätig, bevor er 2016 nach Österreich zurückkehrte. Er absolvierte vor der Zertifizierung das Trainingsprogramm des Business Angel Institutes und bereitete sich so gezielt auf seine zweite Karriere vor. Er erhielt intensives Mentoring von erfahrenen Lektoren wie etwa Stefan Haubner von Apex Ventures, Private Equity Experte Martin Steininger, oder den PHH Rechtsanwälten Rainer Kaspar und Karin Bruchbacher.

Alfred Steininger (links) und Markus Ertler erhalten bei einem Investorenevent in der Bank Gutmann AG die Zertifikate vom Business Angel Institute Präsidenten Herwig Rollett überreicht.

Alfred Steininger (links) und Markus Ertler erhalten bei einem Investorenevent in der Bank Gutmann AG die Zertifikate vom Business Angel Institute Präsidenten Herwig Rollett überreicht.

 

Fundierte Theorie und Praxisbezug

Das Trainingsprogramm umfasst vier Module, in denen Themen wie etwa Analyse, Bewertung, Unternehmensentwicklung, Anschlussfinanzierungen, gesetzliche Rahmenbedingungen und Exits behandelt werden. Das Programm gilt als Zulassungskriterium für die Zertifizierung. Erfahrene Investoren können bei umfassenden Kompetenznachweis auch direkt zur Prüfung antreten oder fehlende Erfahrungen durch die Absolvierung einzelner Module nachholen.

Das Business Angel Institute betreibt zusätzlich mit dem „CBA Circle“ einen exklusiven Alumni Club, der die internationale Vernetzung der zertifizierten Business Angels unterstützt und den Austausch unter Profis fördert.

Bank Gutmann AG Themenabend: Kryptowährungen – krisenhaft oder zukunftssicher?

Frei nach Professor Dan Ariely ist es mit dem Investieren in Kryptowährungen wie mit Sex im Teenager-Alter: Jeder spricht darüber. Keiner weiß wirklich, wie es geht. Alle denken, dass die anderen es tun, also behauptet jeder, dass er es auch tut. 

Fest steht: Kryptowährungen faszinieren und verunsichern zugleich. Dass dieses Thema auch Business Angels und Startup-Investoren bewegt, zeigte sich an über 70 Gästen bei unserem achten Themenabend am 26. Juni gemeinsam mit der Bank Gutmann AG. 

Matthias Albert, Vorstand der Bank Gutmann AG, machte in seiner Einleitung deutlich, warum dieses Thema auch für eine Privatbank wichtig ist: Zwar investiere man selber nicht in digitale Währungen, aber für die Kunden möchten man auch bei diesem Thema als kompetenter Berater zur Seite stehen. 

 

v.l.: Christian Niedermüller, Berthold Baurek-Karlic, Matthias Albert, Max Tertinegg, Hannes Stiebitzhofer und Paul Klanschek diskutierten über dne Status Quo von Kryptowährungen.

v.l.: Christian Niedermüller, Berthold Baurek-Karlic, Matthias Albert, Max Tertinegg, Hannes Stiebitzhofer und Paul Klanschek diskutierten über den Status Quo von Kryptowährungen.

Volatilität von Bitcoins sinkt 

Berthold Baurek-Karlic, CEO von Venionaire Capital und Moderator des Abends, startete mit ausgewählten Fakten über Bitcoin und Blockchain. So ist etwa die hohe Volatilität von Bitcoin bekannt, weniger medial beachtet ist jedoch, dass sich diese Volatilität in den letzten Jahren signifikant reduziert hat während der Preis in die Höhe ging. Ein Zeichen dafür, dass der Markt erwachsen wird und mehr Vertrauen von den Marktteilnehmern gewonnen hat. 

Bitcoin - Rise and Fall. Quelle: Bloomberg. Grafik: © Venionaire Capital.

Bitcoin – Rise and Fall. Quelle: Bloomberg.

 

Max Tertinegg, Gründer von Coinfinity, sieht Bitcoins jedenfalls als stabile Anlage. Ihn ärgert der Umstand, dass über Blockchain zu generalisierend gesprochen wird: „Das ist so, als hätten wir 2000 über das Internet als Ding an sich gesprochen hätten. Das Internet ist aber E-Mail, FTP-Protokoll, Skype, WWW und vieles mehr.“ Ähnlich sei es mit Kryptowährungen. Für Tertinegg, der Österreichs erster Bitcoin-Händler war, sichert sich Bitcoin durch sein umfassendes Netzwerk und der inhärent festgelegten Maximal-Stückzahl von 21 Millionen seinen Wert. 

v.l.: Max Tertinegg und Hannes Stiebitzhofer.

v.l.: Max Tertinegg und Hannes Stiebitzhofer.

 

Paul Klanschek, Co-Founder von Pitpanda.

Paul Klanschek, Co-Founder von Pitpanda.

Paul Klanschek, Co-Gründer und CEO der Krypto-Börse Pitpanda, strich die Transparenz der Blockchain-Technologie hervor. Während der Privatnutzer nur Adressen-Kauderwelsch sieht, können entsprechende Institutionen sehr genau nachvollziehen, wie das Geld geflossen ist. Das ist wichtig, um Geldwäsche aus dem Darknet, eine Plattform für illegale Geschäfte, zu unterbinden. 

 

Christian Niedermüller, der den Fintech-Beirat des Finanzministeriums mit initiiert hat und diesen jetzt gemeinsam mit dem Kabinett des Bundesministers leitet, gab zu bedenken, dass laut Statistik der Prozentsatz an Geldwäsche über Kryptowährungen auch nicht höher sei als in gewöhnlichen Währungen. Für ihn hat Blockchain in vielen Anwendungsbereichen großes Potenzial, etwa bei Smart Contracts: „Denken wir nur an Immobilieninvestments mit Bezahlung in Tranchen. Bisher ist es so, dass der Investor auf ein Treuhandkonto einzahlt. Der Sachverständige begutachtet den Baufortschritt und meldet das dem Treuhänder. Dieser gibt dann die Zahlung frei. Mit Blockchain könnte man hier die Aufgabe des Treuhänders bzw. Notars komplett einsparen.“ 

Für Blockchain-Unternehmer und Berater Hannes Stiebitzhofer sind genau solche Anwendungsfälle für die Wirtschaft interessant. Er sieht das Thema nun in allen größeren Unternehmen angekommen. Gerade bei Banken bemerkt er aber auch noch viel Verunsicherung. Stiebitzhofer ist jedoch überzeugt: „Nächstes Jahr werden wir wieder ein großes Stück weiter sein. Dann werden sich solche Veranstaltungen weniger mit den Gefahren und Chancen dieser Technologie beschäftigen, sondern wie sich das für das eigene Unternehmen sinnvoll einsetzen lässt.“